„Könnten Sie mir behilflich sein…“, mit diesen Worten richteten sich Adrian und Candia Bruch Anfang November an die Stadt Viersen. Die Eheleute Bruch baten um Unterstützung bei der Planung einer Reise in die eigene jüdische Familiengeschichte.
Adrian Bruch, gebürtiger Australier, möchte im Rahmen einer Europareise das Elternhaus seines Vaters in Dülken besuchen.
In den 1920er Jahren lebte sein Vater dort in der Waldnieler Straße mit seiner Familie, Eltern und 2 Geschwistern. Sie waren Viehhändler und betrieben eine Metzgerei.
Nach der Reichspogromnacht wurden Vater und Onkel von Adrian Bruch in das Konzentrationslager nach Dachau deportiert, dort aber 1939 mit der Auflage Deutschland sofort zu verlassen, wieder frei gelassen. Einer der Brüder flüchtete nach Australien, der andere über Belgien nach Bolivien und dann in die Vereinigten Staaten von Amerika. Die restliche Familie verteilte sich auf diverse Konzentrationslager wie das KZ Stutthof, das KZ Ausschwitz, und das Ghetto nach Riga.
„Gerne haben wir uns dem Anliegen der Eheleute Bruch angenommen“, sagt Mirko Danek, Vorsitzender des Vereins zur Förderung der Erinnerungskultur e.V. Viersen 1933-45, an den das Schreiben weitergeleitet wurde. Uwe Micha, Mitglied des Vereins, stellte sofort den Kontakt zu Herrn Bruch her und plante gemeinsam mit den Eheleuten Bruch den Ablauf des Tages in Viersen und Dülken.
Die Bürgermeisterin, wie auch die Stadtverwaltung, unterstützten die Vorbereitungen durch den Verein tatkräftig und unkompliziert. Der Tag begann mit einer Begrüßung durch die Bürgermeisterin Sabine Anemüller im Stadthaus.
Neben dem Besuch des jüdischen Friedhofs wurde auch das Elternhaus des Vaters in Dülken besucht. Die derzeitigen Bewohner ermöglichten es Herrn und Frau Bruch, auch das Grundstück zu betreten und zu fotografieren.
„Es haben früher gute Menschen hier gewohnt und heute leben wieder gute Menschen hier“, äußerte Herr Bruch sichtlich berührt über dieses wohlwollende Entgegenkommen.
Ein kurzer Gang durch Dülken beendete den für alle Anwesenden eindrucksvollen Tag.
„Es war uns wichtig, die Eheleute Bruch herzlich zu empfangen und gut zu begleiten“, sagt Uwe Micha. „Dieser Gang hin zu den Orten, an denen die eigene Familie zerrissen worden ist, ist kein leichter Gang. Hier ist es nur anständig, helfend dabei zu sein.“
Der Verein wird sich um die Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Bruch kümmern. Das Ehepaar Bruch hat geplant, dann zur Verlegung dieser Stolpersteine mit der gesamten Familie anzureisen.
Wir dürfen uns also auf ein Wiedersehen freuen.
(Pressemitteilung zum Besuch der Eheleute Bruch)